Platte der Woche: NAP – Villa

Vetternwirtschaft bedeutet einen „Zustand, in dem nicht Können und Leistung, sondern Beziehungen ausschlaggebend für den beruflichen Aufstieg sind“. Ihr könntet mir ein solches Verhalten nach dem Lesen des Artikels gerne vorwerfen, denn die aktuelle Platte der Woche kommt von einer Band aus meiner Heimatstadt Oldenburg und ist sogar in meiner ehemaligen WG aufgenommen worden, in der mittlerweile ein veritables Tonstudio untergebracht ist. Allerdings sind Können und Leistung bei „Villa“ auf einem derart hohen Niveau, dass diese Kritik mühelos an mir abperlen würde. Denn eines würde ich trotz allerbester Beziehungen nie machen: mittelmäßige oder gar schlechte Musik zur Platte der Woche küren!

Gehört habe ich „Villa“ zum ersten Mal bereits vor einem knappen halben Jahr. Schon damals hat mich die Platte direkt in ihren Bann gezogen und mir war klar, dass ich das Ding unbedingt auf Vinyl besitzen muss. Die CD, welche die Jungs in einer Edition von 200 Exemplaren im Eigenvertrieb veröffentlicht haben, war für mich eher uninteressant. Trotzdem war sie verflucht fix ausverkauft und sorgte direkt für eine ganze Menge Aufsehen. Angesichts von derart vielen talentierten Bands da draußen, die nie die Aufmerksamkeit erhalten, die sie eigentlich verdienen, ist es schön zu sehen, dass Können manchmal auch belohnt wird.
In der Oktoberausgabe der VISIONS wurde das Album zur „Demo des Monats“ getauft. Rezensent Anton Stechonin bezeichnet Villa als „kluge Kombination aus Doom, Krautrock, Psych und Hardrock – ohne auszuufern, dafür aber mit packender Vielseitigkeit.“ Kurze Zeit später folgte der Labeldeal mit Noisolution, einer passenden Heimat für die Band. Und jetzt also der offizielle Release des Albums auf CD und – endlich! – Vinyl.

Als „Heavy Psychedelic Rock“ bezeichnen die Jungs selbst ihren Stil. Zu einem großen Teil ist die Platte instrumental, der Gesang eher spärlich gesät. Wer wie ich ein ausgeprägtes Faible für instrumentale Musik hat, der weiß, dass Songs ohne Lyrics und catchy Refrains schnell langweilig werden und als Hintergrundmusik vor sich hin zu plätschern drohen. In diese Falle tappen NAP aber nicht im Ansatz, ganz im Gegenteil. „Villa“ bewahrt sich den Charakter einer ausschweifenden Jamsession und driftet von Psych- und Stoner-Klängen plötzlich gerne mal in Richtung Surf oder Spacerock aus. Wie gesagt, das Album zieht einen vom ersten Moment in den Bann und lässt einen erst nach 42 Minuten wieder los, wenn die Nadel auf der B-Seite in die Auslaufrille gleitet. Als Hörer hängt man an dieser Platte, weil man ständig wissen möchte, was als nächstes passiert. Um an dieser Stelle noch einmal die VISIONS zu zitieren: „Man will unbedingt wissen, was denn nun nach dem Doom-Part oder dem kuriosen Surfrock-Teil folgt, oder wie sich die Dynamik gleich wieder ändert.“

So, an dieser Stelle schließe ich mein Plädoyer. Wer mir jetzt immer noch Vetternwirtschaft vorwirft, soll das gerne tun. An alle anderen der Tipp: Hört euch die Platte einfach an. Wer die Jungs danach nicht toll findet, hat die Musik nie geliebt. „Villa“ erscheint übrigens auf weißem Vinyl samt Downloadcode und im März sind die drei Jungs mit den ebenfalls tollen Progressive Rockern von Mother´s Cake unterwegs. Unter anderem machen sie am 24.3. im Musik & Frieden Halt.

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