Platte der Woche: Human Abfall – Form und Zweck

Wie sich die Zeiten wandeln. Vor zwei Jahren haben Human Abfall ihr famoses Debütalbum heraus gebracht und wurden von der hiesigen Musikpresse (abgesehen von einigen Blogs und Fanzines) mit Ignoranz gestraft. In Zeiten von „besorgten Bürgern“ und Pegida, der Flüchtlingskrise und erschreckend guten Wahlergebnissen für die AfD scheinen sich die Musikredakteure dieses Landes versichern zu müssen, dass sie auf der richtigen Seite stehen und zu den „Guten“ zählen. Denn plötzlich beschäftigen sich auch die „großen Player“ der Branche wie der Musikexpress oder laut.de mit dem Output der Stuttgarter.

Fakt ist, das schon lange kein (deutschsprachiges) Album das aktuelle Zeitgeschehen kritischer hinterfragt und kommentiert hat als „Form und Zweck“. Luise Vörkel hat das in ihrer Rezension für Byte.FM perfekt auf den Punkt gebracht: „Die Gründe der Beschwerde werden mit den Jahren nicht weniger, die Kunst schafft nicht das Elend ab. Mit „Form Und Zweck“ machen das Human Abfall in aller Dringlichkeit deutlich.“ Es ist faszinierend zu beobachten, dass sich eigentlich alle Rezensionen nicht nur mit der (musikalischen) Form des Albums beschäftigen, sondern auch mit dem Inhalt.

Ein kleiner Ausschnitt gefällig?

„Über Postpunk werden zynisch, zornig und gallenbitter gesellschaftliche Reflexionen ausgekotzt. (…) Bei Human Abfall brennt die Seele so lodernd unter der Haut, dass man sie am liebsten abziehen will.“ (intro.de)

„Unter dem Stempel deutschsprachiger Post-Punk verbirgt sich hier aber mehr dystopische Stimmungsmalerei als bloße eindringliche Melodie, denn das hysterisch anmutende Klanggebilde besteht aus krachenden Gitarren, dem Wave zugewandten Bassläufen und einem minimalistischen Schlagzeugbeat.“ (spex.de)

„FORM UND ZWECK wird so zu einer Helden­reise durch die Geschehnisse einer düs­teren Gegenwart – ohne Happy End selbstverständlich. Eine unversöhnliche Wave-Punk-Perle für extrem gefestigte Nihilisten.“ (Musikexpress.de)

„Hart und wenig herzlich enthüllen die Stuttgarter so mit karger Melodie sämtliche dystopische Versionen der Gegenwart und Zukunft.“ (laut.de)

Wie schon mit dem Vorgänger legen Human Abfall ein Album vor, dass sich nicht mit dem ersten Hören erschließt – sei es musikalisch oder inhatlich. Manche würden es als anstrengend bezeichnen. Wobei diese Zuschreibung natürlich relativ ist. Kommt mal hier im Laden vorbei, wenn Dodo Sascha seine ausgefallenen Drone-Scheiben auflegt – DAS ist anstrengend! Lange Rede, kurzer Sinn: Mit „Form und Zweck“ legen Human Abfall ein ebenso großes wie wichtiges Album vor. Auf Bandcamp könnt ihr euch das Album in voller Länge anhören. Wobei ich an dieser Stelle vermutlich nicht erwähnen muss, dass Vinyl das perfekte Format für ein Album ist, mit dem man sich einige Hördurchgänge beschäftigen muss und sollte 🙂

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